Was können wir für die Gleichstellung in der Plattformwirtschaft tun?

Dr. Martin Gruber-Risak ist ao. Universitätsprofessor am Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien und war von 2016 – 2020 Vorsitzender des Senates II der (österreichischen) Gleichbehandlungskommission. Er berät unter anderem die Europäische  Kommission, die Internationale Arbeitsorganisation, Ministerien und Interessenvertretungen  bei arbeitsrechtlichen Fragestellungen insbesondere im Zusammenhang mit der Digitalisierung. >Zur Website

Was können wir für die Gleichstellung in der Plattformwirtschaft tun?  

Bisher verschärft die Digitalisierung Ungleichgewichte  

Weist schon der traditionelle Erwerbsarbeitsmarkt
im Hinblick auf die Geschlechterverhältnisse massive Unterschiede auf, so werden diese durch die Digitalisierung weiter verschärft. In der Plattformwirtschaft ist das besonders offensichtlich. Es zeigt sich nämlich, dass zwischen weiblichen und männlichen Plattformarbeitenden ein 18-prozentiger Pay Gap besteht
1; und das, obwohl viele Plattformen das Geschlecht ihrer Beschäftigten gar nicht kennen. Diese Entgeltdifferenz ist auf individuelle geschlechterspezifische Charakteristika wie Arbeitserfahrung und Ausbildung sowie die strukturell ungleich verteilte Haus- und Sorgearbeit zurückzuführen. Von der Transportdienstleistungsplattform Uber ist wiederum bekannt, dass deren weibliche Driver durchschnittlich sieben Prozent weniger als männliche verdienen.2 Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass schnelles, risikoreiches Fahren honoriert wird, was im Lichte gängiger Geschlechterrollen-Prägung kein gender-neutrales Kriterium ist.3  

Transparenz von Algorithmen ist ein Lösungsansatz! 

Es zeigt sich somit, dass der in der Plattformwirtschaft weit verbreitete Einsatz von algorithmischem Management – insbesondere die automationsunterstützte Entscheidungsfindung durch Einsatz von Formeln – zu Diskriminierung auf Grund des Geschlechts führen kann. Das kann auf den Algorithmus und die dabei berücksichtigten Kriterien zurückzuführen sein sowie darauf, dass die verwendete Datengrundlage gesellschaftliche Stereotype und Vorurteile fortschreibt oder gar verstärkt.   

Wesentlich für die Verringerung des Gender Pay Gap in der Plattformwirtschaft erscheint daher eine stärkere Transparenz für die von derartigen automatisierten Entscheidungen Betroffenen über die Datengrundlage und die Algorithmen selbst. Dies schlägt auch die Europäische Kommission vor4 – definitiv ein Schritt in die richtige Richtung und gerade unter Gleichstellungsgesichtspunkten sehr zu begrüßen.

1 Adams-Prassl, Abi/Berg, Janine (2017): When Home Affects Pay: An Analysis of the Gender Pay Gap Among Crowdworkers.
2 Cook, Cody/Diamond, Rebecca/Hall, Jonathan/List, John A./Oyer, Paul (2019): The Gender Earnings Gap in the Gig Economy: Evidence from over a Million Rideshare Drivers.
3 Berger, Christian (2019): Neue digitale Arbeitswelt, alte hierarchische Geschlechterverhältnisse. Arbeit & Wirtschaft-Blog.
4 Europäische Kommission, C(2021) 4230 final.

 

 

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