Linguistik – und was hat das mit equal pay zu tun?

Ein Gastbeitrag von Noah Fleischer von der Linguistischen Unternehmensberatung LUB.

Sprechen und Denken sind untrennbar miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Aber auch unser Umfeld, unsere Gesellschaft – kurz: alles um uns herum –bestimmt unser Denken und unsere Sprache. Dabei hilft uns Sprache, unsere Gedanken zu ordnen und komplexe Vorgänge zu beschreiben. Doch bei bestimmten Themen fehlen uns oftmals die Worte. Dazu zählen u. a. typische gesellschaftliche Tabuthemen. Solche Tabus werden durch bestimmte Mechanismen aufrecht erhalten: Nicht nur, weil es „verpönt“ ist, über Tabuthemen zu sprechen, fällt uns genau das so schwer, sondern auch, weil durch das Schweigen darüber keine sprachlichen Muster existieren, an denen wir uns orientieren könnten. Es fehlt uns schlicht an Erfahrungswerten zu solchen Gesprächen.

Warum scheint z. B. die Beteiligung an einer offenen Gehaltsdiskussion immer noch so zurückhaltend? Viele empfinden es für nicht angemessen, halten es für verboten oder fühlen sich unwohl über Geld zu reden. Denn manche haben eben mehr davon und manche weniger. Das kann zu Neid oder aber auch zu Mitleid führen. Hier zeigt sich: Das Thema Geld ist stark mit (durchaus negativen) Emotionen verbunden. Viele Arbeitgeber:innen verankern weiterhin Verschwiegenheitserklärungen in ihren Arbeitsverträgen und unterbinden damit jegliche Kommunikation zum Thema Gehalt. Dabei würde genau dieser Austausch über Einkommensverhältnisse zu mehr Transparenz führen, den Verhandlungsparteien bessere Positionen ermöglichen und die Diskussion um die Angemessenheit von Löhnen anstoßen, um (endlich) die Einkommenslücke zwischen Gering- und Topverdiener:innen bzw. Männern und Frauen zu verringern. Glücklicherweise zieht mit dem Gesetz zur Offenlegung der Gehälter mehr Transparenz in dieses Thema ein, doch ein weiter Weg wird auch hier noch zu gehen sein.

Nur zu reden bringt nichts? Es sollten lieber Taten folgen? Dieser Einwand ist berechtigt, aber nicht richtig. Auch Handlungen basieren auf Überlegungen und diese letztendlich wieder auf Gedanken, die durch Worte erst Gestalt annehmen. Aus einer genuin linguistischen Perspektive würden wir sogar sagen: Sprache ist Handeln. Durch Sprachbotschaften werden also Handlungen vollzogen. Die Botschaft lautet demnach:

Redet miteinander über Geld und eventuelle Einkommensunterschiede! Sprecht darüber, was ihr mit Geld verbindet, welche Einstellung ihr zum Thema Geld habt und welche Bedeutung es in eurem Leben einnimmt. Es geht nämlich genau darum: Tabuthemen erst einmal anzusprechen und langsam an ihnen zu wachsen – bis sich diese nicht mehr unangenehm, sondern normal anfühlen.

Noah Fleischer ist als stellvertretender Geschäftsführer für Strategie und Data Analytics bei der Linguistischen Unternehmensberatung (LUB) tätig. Seine langjährige Erfahrung in der Organisationsberatung im Unternehmens-, Politik- und Hochschulbereich verbindet der ausgebildete Scrum-Master mit agilem Projektmanagement. Noah Fleischer ist darüber als Mentor und im Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung aktiv.

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