Weibliche Lebensrealitäten: Buch „Brüste und Eier“ – Mieko Kawakami

„Brüste und Eier” lautet der provokante deutsche Titel von Mieko Kawakamis Roman, der im japanischen Original „Sommererzählungen” heißt. Damit gibt die deutsche Version einen Vorgeschmack darauf, wie klar die Lebensrealität von Frauen darin geschildert wird. Es geht um weibliche Körper, um Schönheitsideale, patriarchale Normen und Armut. Im Fokus: drei Frauen, die versuchen, ihren eigenen Weg zu finden.

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Tokio im Sommer 2008. Die 30-jährige Natsuko bekommt Besuch von ihrer älteren Schwester Makiko und deren zwölfjähriger Tochter Midoriko. Natsuko ist eine erfolglose Schriftstellerin, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und sucht nach ihrem Lebenssinn. Makiko schlägt sich als Hostess in einer Bar in Osaka durch und ist nach Tokio gereist, um sich die Brüste vergrößern zu lassen. Und Midoriko, überfordert von der Pubertät und entfremdet von ihrer Mutter, kommuniziert nur noch über Notizen mit dieser.

Die Autorin Mieko Kawakami veröffentlichte den ersten Teil des Romans bereits 2007 und erhielt dafür den renommierten japanischen Akutagawa-Preis. Zurecht: Sie illustriert eindrücklich, wie viel gesellschaftlicher Druck auf Frauen lastet und wie schwer es ist, unter diesem selbstbestimmt zu leben. Stattdessen befinden sich viele Frauen in einem Modus der Optimierung, der Selbst- und Fremdbewertung und der Entfremdung von sich selbst. Das zeigen auch die Erfahrungen der Protagonistinnen.

Zum Beispiel, als Natsuko das Aussehen ihrer Schwester kommentiert, nachdem diese aus der Dusche gekommen ist: „Ihr nunmehr völlig ungeschminktes Gesicht ließ mich ein wenig aufatmen. So schlecht sieht sie doch gar nicht aus, dachte ich. Sie sieht so alt aus, wie sie ist, dachte ich erleichtert.” Anhand von Makiko zeigt sich auch, dass „Wer schön sein will, muss leiden” für viele Frauen Realität ist. So hat diese bereits schmerzhafte Schönheitsprozeduren auf sich genommen und möchte sich nun einer teuren Brustvergrößerung unterziehen, obwohl sie in Armut lebt.

Midoriko kann das Verhalten ihrer Mutter nicht verstehen. Sie fühlt keine Verbindung zu Weiblichkeitsnormen, im Gegenteil: Sie sorgt sich vor den anstehenden körperlichen Veränderungen. Irritiert schreibt sie: „Die Mädchen zeigen sich gegenseitig ihre Brüste, hüpfen und vergleichen, wie sie sich bewegen, manche geben mit ihrer Größe sogar an, sie freuen sich auch darüber, dass sie von den Jungs deswegen geneckt werden, aber wieso? Worüber freuen die sich so? Und meine Mutter? Die erzählt am Telefon, dass sie sich ihre operieren lassen will. Weil sie ein Kind geboren hat, sagt sie immer, und weil sie gestillt hat.”

Der zweite Teil des Romans erstreckt sich über die Jahre 2016 bis 2019. Natsuko ist mittlerweile beruflich erfolgreich und hat sich entschieden, als Single zu leben und allein ein Kind zu bekommen. Dafür ist sie auf der Suche nach einem Samenspender – ein Vorhaben, mit dem sie auf einige Hürden und viel Stigmatisierung stößt. Spätestens hier zeigt sich, dass Männern in Kawakamis Roman nur eine Nebenrolle zuteilwird: der abwesende Vater, der nutzlose Partner, der potenzielle Samenspender. Kawakami möchte Frauen in den Fokus rücken. Unkonventionell und direkt, ohne Beschönigung oder Sexualisierung spricht sie über deren Alltag. Die Handlung spielt zwar in Japan – doch mit den Protagonistinnen dürften sich Frauen weltweit identifizieren.

– Lena Mändlen

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