In ihrem Sachbuch „Wofür wir arbeiten“ geht Barbara Prainsack der Frage nach, wie wir zukünftig arbeiten wollen. Sie plädiert für ein neues Verständnis von Arbeit, das den Weg für eine gerechtere Arbeitswelt für alle ebnet – und damit auch für equal pay.

Ob die 4-Tage-Woche, Care-Arbeit, der Fachkräftemangel oder Remote-Arbeit: Über traditionelle Arbeitsmodelle, unser wirtschaftliches Fortbestehen sowie Zukunftsvisionen für eine progressive Arbeitswelt wird insbesondere seit der Corona-Pandemie viel diskutiert. In ihrem 2023 erschienenen Buch „Wofür wir arbeiten“ beleuchtet die österreichische Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack unser gesellschaftliches Verständnis von Arbeit – und zeigt auf, wieso es ein Umdenken braucht, nicht zuletzt für equal pay.
Doch was bedeutet „Arbeit“ überhaupt? Prainsack erklärt den Begriff aus wirtschaftlicher, psychologischer, philosophischer und soziologischer Perspektive und zeichnet die Geschichte von Erwerbs- und Care-Arbeit sowie deren gesellschaftlicher Bedeutung nach. Dabei wird deutlich: Der Begriff „Arbeit“ wird heute größtenteils auf Erwerbsarbeit reduziert, was sich wiederum darauf auswirkt, dass die überwiegend von Frauen geleistete und meist unbezahlte Care-Arbeit unsichtbar gemacht wird. Denn wenn ein Kind sagt „Meine Mama arbeitet nicht“, dann dürfte das in den meisten Fällen nicht stimmen. Doch sie geht eben keiner Erwerbsarbeit nach.
Tatsächlich leisten Frauen durchschnittlich zweieinhalb Mal so viel unbezahlte Arbeit wie Männer. „Obwohl Frauen im Durchschnitt weit mehr Stunden arbeiten als Männer, haben sie einen ungleich kleineren Anteil an Einkommen und Vermögen, und zwar in nahezu allen Ländern der Welt“, schreibt Prainsack dazu (S. 43). Doch wie kommen wir da raus? Prainsack geht zunächst auf die Vor- und Nachteile sowie die Umsetzbarkeit der Wünsche ein, die Arbeitnehmer:innen laut Studien für die Zukunft der Arbeitswelt haben: zeitliche und örtliche Flexibilität, Bezahlung nach Ergebnis sowie gesellschaftliche und finanzielle Wertschätzung von Arbeit.
Auch die verschiedenen Lösungsansätze für die ungleiche Verteilung, Wertschätzung und Bezahlung verschiedener Arten von Arbeit analysiert Prainsack. Darunter auch die kontroversen Themen Arbeitszeitverkürzung und bedingungsloses Grundeinkommen: Welche Für- und Gegenargumente gibt es, was sagen Studien – und wie können sich beide Vorschläge auf die Selbstbestimmung von Frauen, die Verteilung von Care-Arbeit und damit auch auf equal pay auswirken?
Das Fazit: Unser Verständnis und unsere Gestaltung von Arbeit müssen sich ändern, wenn wir eine gleichberechtigte Gesellschaft und eine zukunftsfähige Arbeitswelt wollen, in der der Leitsatz „gleiche Bezahlung für gleiche und gleichwertige Arbeit“ gilt. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, welchen Wert wir verschiedenen Arten von Arbeit beimessen – auch, damit Mütter, die den ganzen Tag unbezahlte Care-Arbeit leisten, als arbeitende Menschen wahrgenommen und dementsprechend wertgeschätzt werden.
– Lena Mändlen