Wir wollen in unserem Podcast darüber sprechen, was passieren muss, damit in Deutschland Frauen und Männer für gleiche und gleichwertige Arbeit endlich auch gleich bezahlt werden.
Wie stellen wir die Weichen auf gerechte Bezahlung in der Arbeitswelt von morgen? Wie schaffen kürzere Arbeitstage gleiche Karrierechancen für Frauen und Männern? Was erfahren wir aus den Drehbüchern für Filme und Serien über unsere Vorstellungen von der Arbeit? Und wie wird IT inklusiv? Das alles wollen und noch viel mehr wir mit diesem Podcast herausfinden.
Wir freuen uns, wenn Ihr Mal reinhört! Garantiert ohne Kater danach!
Alle Folgen hier.
Natascha Heinisch:
Am Wochenende habe ich gelernt, dass bei bulgarischen Hochzeiten das gegenseitige Füttern des Brautpaares, das beim Torte schneiden dann immer irgendwann passiert, ein bisschen anders abläuft als in Deutschland: nämlich ohne Zuhilfenahme einer Gabel, sondern die Person, die gefüttert wird, isst direkt vom Teller runter und es sieht unglaublich lustig aus, hat wahnsinnig viel Spaß gemacht dieses ganze Wochenende und der Spaß dieses Wochenendes, der schlägt sich jetzt auch so ein bisschen in meiner heutigen Stimmlage wieder und ich habe nicht mal den Max heute dabei, der mich stimmlich unterstützen könnte. Aber das Thema Hochzeit feiern, Torte passt trotzdem wunderbar. Heute feiern wir nämlich mit der neuen Präsidentin des BPW Germany, Birte Simonsens, das Ende der erfolgreichen Kampagne 2022 zum Thema Digitalisierung. Wir wagen einen Rückblick, wir wagen einen Ausblick. Und sie wird uns auch einiges erzählen über die Kampagne FrauMachtDigital. Ich freue mich sehr, dass Du heute da bist. Hallo, Birte.
Birte Siemonsen:
Ja, hallo Natascha. Ich freue mich auf diesen Podcast heute.
Natascha Heinisch:
Wir freuen uns auch sehr, weil Du bist sozusagen zu unserem Staffelfinale heute Sondergast, weil die Kampagne dieses Jahr mit dem Thema Digitalisierung ja nun so langsam in den Entzügen liegt und wir mit der neuen Kampagne dann demnächst starten werden und es ein guter Zeitpunkt ist, mal zurückzublicken, wie die Kampagne gelaufen ist. Und deswegen wäre meine erste Frage an Dich direkt, wenn Du so zurück schaust auf den Verlauf, welche vielleicht sogar überraschenden Erkenntnisse hast Du denn gewinnen können?
Birte Siemonsen:
Na ja, auffallend ist schon, dass der Entgeltunterschied im IT Bereich doch noch ein anderer ist als insgesamt. Wir sind ja mit 18 % Entgeltunterschied liegen wir unter dem EU Durchschnitt mit 13 %. Und wenn man sich überlegt vor uns liegen ja auch Frankreich und Dänemark, das ist schon heftig. Im IT Bereich sieht es anders aus. Da sind wir mit 7 % unterwegs. Aber leider sind auch nur 17 % der Frauen im IT Bereich und damit sind wir wieder am Ende der europäischen Skala. Das ist ein bisschen schade. Überraschend war eher, dass wir durch viele tolle Aktionen, Demonstration auf dem Marktplatz, Vorträge, Workshops, diesmal eben online, offline und hybrid unterwegs waren. Und das ist ja sonst in der Kampagne eher anders gewesen, weil wir ja vieles auf die Straße gebracht haben. Beim Equal Pay Day.
Natascha Heinisch:
Gibt es ein Wort, das diese Kampagne zusammenfasst, oder ein Adjektiv für die Kampagne. Wenn sie ein Wort wäre, was wäre sie?
Birte Siemonsen:
Also ein Wort zur Kampagne kann ich schlecht sagen. Was ich eher sagen würde, wäre weitermachen, hartnäckig bleiben, dranbleiben und dieses Ziel weiter zu verfolgen. Und das Thema Digitalisierung, also gleiche Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt, das wird uns noch lange begleiten. Also von daher, das wäre schön, wenn ich das jetzt sagen könnte. Aber es geht leider nicht.
Natascha Heinisch:
Denn der Weg ist noch lang. Aber vielleicht gab es da auch ein besonderes Highlight im Verlauf dieser Kampagne, an das Du Dich erinnern kannst.
Birte Siemonsen:
Ja, was ich schon toll fand, das war, dass wir angefragt worden sind, equal pay für Kinder zu erklären. Das finde ich eine schöne Sache, weil es nicht mehr in die Richtung geht. Ja, wir sind da zwar im wissenschaftlichen Bereich damit unterwegs, wir sind im politischen Bereich unterwegs, sondern eher es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, dass gleiche und gleichwertige Arbeit gleich bezahlt werden muss. Und das interessiert junge Menschen und auch Kinder. Das fand ich klasse und ich finde, manchmal ist es auch ganz gut, Dinge so kurz wie möglich darzustellen, weil es dann doch noch mal den einen oder anderen Aha Effekt gibt. Also das war für mich ein Highlight und das kann man ja bei uns auch auf der Webseite nachhören oder lesen. Und das fand ich richtig klasse und habe gedacht okay, so kann es weitergehen.
Natascha Heinisch:
Genau. Wer möchte, kann gerne reinhören in unsere Erklärungen equal pay für Kinder. Da kommen wir jetzt nochmal direkt zu Dir. Dein Baby ist ja sozusagen FrauMachtDigital. Vielleicht kannst Du dazu was sagen, was will FrauMachtDigital. Was? Was tut Ihr?
Birte Siemonsen:
Also FrauMachtDigital ist eine Kampagne. Wir sensibilisieren damit bundesweit mit Aktionen und Veranstaltungen für die Potenziale der Digitalisierung für Frauen. Ganz konkret wollen wir Frauen motivieren, im IT Bereich berufstätig zu werden und dort eben auch in gut bezahlten, interessanten Jobs zu arbeiten. Wir wollen mit Role Models zeigen, welche Perspektiven möglich sind. Wir stecken schließlich mitten im digitalen Wandel. Und das sollte natürlich die Hälfte der Bevölkerung mitgestalten. Und ich habe es vorhin schon mal gesagt, aktuell liegen wir in Deutschland mit 17 % Frauenanteil in der IT Branche auf einem der letzten Plätze in Europa. Und wir brauchen da einfach mehr Diversität, mehr Männer und Frauen in Forschungsteams, mehr Männer und Frauen in der Entwicklung von technischen Neuerungen und auch in der Entwicklung zum Beispiel von Algorithmen, um innovativ und umfassend zu sein. Also Frauen müssen bei der Entwicklung und Umsetzung mit am Tisch sitzen und deswegen hier vielleicht einfach mal ganz kurz: Wir setzen uns politisch dafür ein, gleiche Teilhabe von Frauen an der Digitalisierung. Wir wollen Gender Diversity auf allen Ebenen der Digitalisierung haben, Partizipation, Sichtbarkeit und wir wollen weibliche Vorbilder im digitalen Raum zeigen. Das ist uns ganz wichtig. Andererseits geht es aber auch darum, die digitalen Möglichkeiten selber zu nutzen.
Deswegen steht unser diesjähriger Aktionstag am 10.10. Unter dem Motto #Doitdigital – auch Du kannst Digitalisierung. Denn dahinter steckt hier quasi eine Motivation, Aufforderung, die digitalen Möglichkeiten zu nutzen für die Karriere, für die Unternehmensentwicklung und für ein professionelles Auftreten in digitalen Tools und damit quasi beruflich weiterzukommen.
Natascha Heinisch:
Da muss ich gleich noch eine ganz ketzerische Frage stellen, nämlich: Warum braucht es überhaupt FrauMachtDigital? Wir haben den Girls Day, es gibt die EPD Kampagne. Warum dann überhaupt noch FrauMachtDigital?
Birte Siemonsen:
Mit dem Girls Day geht es ja darum, dass wir Frauen und Mädchen dafür sensibilisieren, auch Berufe zu ergreifen, die in der Regel nicht von Frauen genommen werden. Das sind technische Berufe, natürlich auch für MINT, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik begeistern, auch für IT Berufe, aber da gibt es eine ganze Menge an Programmen in der Richtung und mehr Mädchen ergreifen auch diese Berufe. Aber eine gleiche Teilhabe an der Digitalisierung haben wir noch lange nicht. Also braucht es mehr. Und Girls Day ist ein ganz praktischer Tag, wo Frauen eben, Mädchen und Frauen in Betriebe reingehen und sich informieren und was ausprobieren. Beim Equal Pay Day geht es um gleiche Bezahlung. Das ist ein grundsätzliches Problem. Und warum haben wir FrauMachtDigital aufgelegt, jetzt mit dem 10.10., also angelegt an den binären Code mit 1010? Weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Dinge sich nicht einfach umsetzen lassen, wenn man darüber spricht. Sondern es braucht Aktion. Wir haben Forschung zum Thema Digitalisierung und Gleichstellung. Da jetzt mal den dritten Gleichstellungsbericht als Beispiel und vieles ist bekannt. Aber wichtig ist tatsächlich immer wieder darauf hinzuweisen. Informieren, motivieren und aktivieren. Und deswegen haben wir gesagt, es braucht einen Aktionstag und den haben wir mit FrauMachtDigital auf den Weg gebracht.
Wir haben extra hier auch nicht, das “Macht” als tun nur verstanden, sondern auch als, wir nehmen einen Teil der Gestaltungsmacht, die darin steht, tatsächlich den digitalen Wandel in dieser Welt, in dieser Gesellschaft, im beruflichen Umfeld zu gestalten.
Natascha Heinisch:
Worin unterscheidet sich denn die Kampagnenarbeit von EPD, wenn wir da FrauMachtDigital gegenüberstellt?
Birte Siemonsen:
Na ja, EPD ist analog auf der Straße mit Flashmobs, Unterschriftenaktionen, Demos, vielen Präsenzveranstaltungen. Wir haben im Laufe der Zeit, wenn man sich das jetzt von 2008 anguckt, solange ist ja der EPD quasi hier in Deutschland auf der Straße, haben wir ganz, ganz viele Akteure und Akteurinnen gewinnen können. Und das ist wirklich sehr viel über den Weg Präsenz. Das war jetzt im letzten Jahr natürlich auch noch mal anders, aber da steckt einfach viel drin. Also die Clubs hier vom BPW sind da ganz aktiv und machen immer wieder ganz viele Aktionen, die auf der Straße sind und der FrauMachtDigital Aktionstag, der findet digital oder hybrid statt. Natürlich auch mal Präsenz, aber im Wesentlichen im Netz. Und deswegen sind auch die sozialen Medien sehr essenziell. Wir stellen Role Models vor, haben also zum Beispiel Videos eingestellt. Aber wir beschäftigen uns auch damit, digitale Kompetenzen zu steigern. Also Programmieren, Podcast und zu gucken, wie man bestimmte digitale Tools gut nutzen kann. Wir beschäftigen uns aber auch mit dem Thema, was sind denn da auch Risiken? Was sind Probleme? Also gerade vielleicht auch, wenn man sich überlegt, dass durch die digitalen Möglichkeiten ganz viel Home Office, mobiles Arbeiten und so weiter alles möglich ist, bedeutet es aber auch, dass diejenigen, die das vielfach machen, nicht mehr so präsent sind in Unternehmen, Betrieben.
Und das kann dazu führen, dass man eben eventuell auch für Führungspositionen oder neuen Aufgaben nicht vorgesehen wird, wenn man, weil man einfach nicht im Auge ist, weil man jemanden nicht erfährt. Das heißt, das ganze Thema digitale Führung ist ganz spannend. Aber auch die Sichtbarkeit im Home Office für den weiteren Aufstieg für die eigene Karriere ist auch ein ganz wesentlicher Punkt. Auch damit beschäftigen wir uns zum Beispiel.
Natascha Heinisch:
Jetzt hast Du gerade schon das schöne Stichwort Role Model genannt. Hast Du denn selber im Bereich Digitalisierung auch eins? Und falls ja, wer ist das?
Birte Siemonsen:
Das ist schwierig. Das muss ich ganz ehrlich sagen. Ich finde ja, dass die Ada Lovelace faszinierend ist. Also wenn man sich überlegt, 1815 bis 1852 hat die sich für eine lernende Maschine interessiert und hat da verschiedene Dinge getan, um da mehr Infos zu bekommen. Und das in einer Zeit, in der Frauen ja jetzt ein Bildungsinteresse nicht unbedingt attestiert wurde und im Übrigen auch nicht für notwendig gehalten wurde. Und sich da quasi so auf den Weg zu machen, finde ich faszinierend. Und ansonsten, ich lerne jetzt immer wieder neue Role Models kennen. Ich kann also nicht sagen, da gibt es jetzt so ein leuchtendes Role Model. Ich fand es toll mit der Haya Shulman im letzten Jahr, die sich mit Cybersecurity beschäftigt. Ich finde es hochinteressant, Frauen die Start ups gründen. Da gibt es offensichtlich für mich jetzt erst mal nicht so ein persönliches Role Model, sondern ich lasse mich einfach faszinieren von den Menschen, die in diesem Bereich unterwegs sind.
Natascha Heinisch:
Worin liegen Deiner Meinung nach die größten Hürden für Frauen und auch für Mädchen, wenn es um das Thema Digitalisierung geht? Und, um mal was Positives zu sagen, wo kann man ansetzen, um da positive Veränderungen anzustoßen?
Birte Siemonsen:
Ich glaube, eine große Hürde ist nicht gefordert zu werden, nicht einbezogen werden, nicht mitgestalten können. Im Moment gestalten hauptsächlich Männer den digitalen Wandel. 80 % aller Softwareentwickelnden sind männlich und 90 % der Start-ups, in dem Bereich, werden auch von Männern gegründet. Und das, finde ich, ist ein ganz, ganz großes Problem. Deswegen machen wir das ja auch mit der Sichtbarkeit der Role Models, weil Frauen einfach attraktive, gut bezahlte Jobs im zukunftsträchtigen IT Sektor entgehen. Da ist einfach viel interessantes, was Frauen dann auch nicht machen können, weil sie an der Stelle die Möglichkeiten bisher nicht haben. Deswegen finden wir es so wichtig, dass wir Frauen motivieren, hier in IT Berufe einzusteigen oder IT Dienstleistung. Wir haben mal so eine Berufe-Skala aufgemacht und einfach auch mal geguckt, was ist in unserem Verband für Berufsabschlüsse oder eben verschiedene Möglichkeiten gibt, um im Thema digitaler Wandel aktiv zu sein und hatten das einfach mal zusammengestellt. Da gibt es eine ganze Menge. Und das Interessante ist, nicht nur der technische Bereich ist an dieser Stelle notwendig, sondern wenn es zum Beispiel eine Umsetzung vom digitalen Wandel im Betrieb gehen würde, dann braucht man auch jemanden, der das managt. Also wäre das jetzt noch mal eine andere Profession, die auch interessant ist.
Eine Projektmanagerin zum Beispiel. Und da denke ich, gäbe es viele Möglichkeiten, wenn sie denn zur Verfügung gestellt werden. Und da muss man noch eine Menge tun, um dafür zu sensibilisieren.
Natascha Heinisch:
Inwiefern kann denn Digitalisierung für eine gerechtere Bezahlung hilfreich sein oder da eine Rolle spielen?
Birte Siemonsen:
Ja, der digitale Wandel wird von Menschen gestaltet, also Apps, Start-Ups, Ideen umsetzen, vor allen Dingen auch Algorithmen. Da gibt es ja nun ganz, ganz viel in der Forschung, dass man festgestellt hat, so ganz neutral sind Algorithmen nicht. Und das hat ja sehr viel damit zu tun, wer diese Verfahrensschritte, wie mit einem Datensatz umgegangen wird, das sind ja Algorithmen, wer die programmiert und mit welcher Sichtweise die programmiert werden. Und diverse Teams in Forschung und Entwicklung könnten zum Beispiel verhindern, dass sich unbewusste Vorurteile, die wir hier in der Welt haben, in den digitalen Raum fortsetzen. Denn künstliche Intelligenzen treffen halt keine neutralen Entscheidungen. Und wenn man sich die Datensätze anguckt, die wir im Moment haben, sind das eben auch vielfach Daten von Männern, die weiß sind, hetero. Und wenn man sich das weiterdenkt, dann führen natürlich einseitige Datensätze, die dann eben quasi ausgewertet werden, dazu, dass Frauen zum Beispiel im Bewerbungsprozessen aussortiert werden könnten. Also wenn man zum Beispiel sagen würde, für eine Stelle ist derjenige geeignet, der eben regelmäßig, durchgängig eine bestimmte Vita hat, eine Berufsvita, das haben Frauen häufig nicht, weil sie natürlich durch Vereinbarkeit von Familie, Beruf oder Beruf und Pflege ausfallen oder aber im Teilzeitbereich unterwegs waren.
Und schon könnte eine KI sie aussortieren. Oder auch bei der Kreditvergabe, wenn es darum geht, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Also muss sehr genau geguckt werden, dass diese Vorurteile und diese Diskriminierungen nicht in die digitale Welt übertreten, sondern mehr, dass man überlegt, was haben wir an Punkten, wo wir in der digitalen Welt es anders machen können? Wie können wir andere Verfahrensschritte einbringen und wie können unterschiedliche Sichtweisen zum Beispiel genutzt werden? Denn Frauen sind wichtig als Programmiererin, als Wissenschaftlerin, als Datensatz, sage ich mal so, also als Ergänzung des Datensatzes, als Quereinsteigerin und vor allen Dingen als Nutzerinnen. Und da könnte schon einiges in die Richtung gehen, dass wir equal pay voranbringen.
Natascha Heinisch:
Also Sichtbarkeit, Teilhabe sind so die Buzzwords?
Birte Siemonsen:
Genau.
Natascha Heinisch:
Du hast jetzt auch eine ganz neue Aufgabe übernommen. Eine wichtige Aufgabe, nämlich Du bist Neu-Präsidentin des BPW, hast den Staffelstab von der bisherigen Präsidentin Uta Zech übernommen. Was hast Du Dir für die Zukunft vorgenommen und was willst Du anders machen?
Birte Siemonsen:
Ja, das sind eigentlich vier Punkte, die ich mir überlegt habe und zusammen mit dem Vorstand auf den Weg bringen möchte. Und als erstes schon mal Bekanntheit steigern. Also sowohl nach außen wie nach innen will ich den BPW bekannter machen, dann als zweites Kampagnenarbeit stärken. Also das ist einmal die Kampagne zum Equal Pay Day, haben wir ja gerade schon drüber gesprochen, dass diese unter der Führung des BPW fortgeführt wird. Und natürlich die neue Kampagne FrauMachtDigital zur gleichen Teilhabe von Frauen an der Digitalisierung, dass das bundesweit noch mehr an Bedeutung gewinnt. Insgesamt ist es einfach wichtig, dass die politische Arbeit des BPW auf Bundesebene, wir sind ja total vernetzt mit verschiedenen Bündnissen und Kooperationspartnern und Kooperationspartnerinnen, dass diese Arbeit noch mehr die Clubs unterstützt und in die Regionen getragen wird. Was auch wichtig ist, ist die Zukunftsfähigkeit und die Mitgliederentwicklung. Uns ist wichtig, dass neue Mitglieder mit vielen neuen Ideen in den Verband finden, sich erproben und ihre Talente dort einsetzen können und damit auch die Vielfalt im BPW fördern kann. Wir planen eine Zukunftstagung, die für das erste Halbjahr 2023 vorgesehen ist. Denn ein Verband sollte immer mal wieder auch einen Cut machen. Schauen, wie sind unsere Ziele erreicht worden oder nicht?
Was müssen wir wieder neu aufnehmen in unseren Zielkanon? Und gerade auch das Thema digitaler Wandel und unsere Beteiligung und diese Kampagne. Auch das muss man sich angucken, wie man eben das auch noch mal anders verankert und in den Regionen voranbringen kann. Dann ist es letztendlich Veränderung. Das ist das Stichwort für den BPW. Wir haben einen neuen Bundesvorstand gewählt, ein starkes Team mit vielen Ideen. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gemeinsam, der Bundesvorstand zusammen mit den Clubs, den BPW voranbringen werden.
Natascha Heinisch:
Wenn Du so auf deine Geschichte zurückblickst, gibt es einen größten Erfolg. Ein Highlight. Wir reden immer gerne über Highlights in diesem Podcast. Eine schöne Sache, auch mal zu reden. Also gibt es da ein besonderes Highlight für Dich?
Birte Siemonsen
Na, Präsidentin zu werden. Ja, der Aufbau einer zweiten Kampagne mit FrauMachtDigital. Also das ist wirklich für mich ein Highlight. Das hat mir total Spaß gemacht und da steckt noch ganz, ganz viel Arbeit drin und da ist noch Luft nach oben. Was aus dieser Kampagne werden kann. Aber es ist einfach eine klasse Sache. Und ja, das ist für mich ein Highlight.
Natascha Heinisch:
Auch über Mitgliederentwicklung hast Du gerade gesprochen. Warum sollten junge Frauen denn eintreten in den BPW?
Birte Siemonsen:
Um die Gesellschaft mitzugestalten, also nicht die Rahmenbedingungen zu akzeptieren, die, die man so vorgegeben bekommt, sondern aktiv daran zu arbeiten, diese zu verändern, sich engagieren, damit die Welt ein bisschen besser wird. Denn Chancengerechtigkeit gibt es auf dem Papier, ja, aber noch nicht in der Realität. Da ist noch ganz, ganz viel, was auch politisch umgesetzt werden muss. Und warum junge Frauen? Ja, weil ihre Themen wichtig sind. Berufliche Ein- und Aufstieg, Karriere, Vereinbarkeit, wie kommt man an interessante, herausfordernde Jobs für gutes Geld. Wie kann ich die Karriere fördern? Wie sichere ich meine Existenz, wenn ich, zum Beispiel, selbstständig werden will, lernen und sich weiterentwickeln. Und es ist für mich nicht nur so, dass junge Frauen, sondern Frauen in allen Lebenslagen mit unterschiedlichen Voraussetzungen, kulturellen Hintergründen und Kompetenzen gemeinsam mit unterschiedlichen Perspektiven tatsächlich viel dazu tun können, um Gesellschaft mitzugestalten und politisch aktiv zu sein. Das ist ja gerade der Reiz, aus unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrung gemeinsam was Neues schaffen. Also von daher würde ich mich freuen, wenn viele, viele junge Frauen in den BPW eintreten. Wir haben ja sowieso eine Organisation: Young BPW. Da gibt es immer Möglichkeiten, sich zu engagieren und eben auch bundesweit. Und das ist ein Potpourri an Ideen, die da umgesetzt werden.
Also das tut dem Verband sehr, sehr gut und ich hoffe, dass wir an der Stelle noch viele junge Frauen gewinnen.
Natascha Heinisch:
Da hast Du meine nächste Frage in Teilen schon beantwortet. Ich stell sie trotzdem noch mal, weil es eine sehr große Frage ist. Nämlich: Wie wir Gleichstellung in Deutschland und in der Welt erreichen können und was der BPW Club oder eben dann auch ein einzelner Mensch, jemand, der neu eintritt oder die neu eintritt, was wir dafür tun können?
Birte Siemonsen:
Ja, Gleichstellung in der Führung verankern. Gleichstellung als grundsätzliches Prinzip, nicht als Randthema. Gleichstellung ist nicht nice to have. Und das macht man dann, wenn man keine Krise haben, sondern für mich ist Gleichstellung und Chancengerechtigkeit eine Grundlage, um eine Gesellschaft zu schaffen, die ein gleichberechtigtes, selbstbestimmtes, diskriminierungsfreies und gewaltfreies Leben von allen Geschlechtern ermöglicht. Und was können Clubs machen? Oder ein einzelner Mensch? Naja, Clubs können halt politisch sich engagieren, entsprechende Stellen ansprechen und selber na ja, bei sich selber schauen. Ja, also wenn man sich anguckt, dass wir mit dem Entgeldtransparenzgesetz ja auch einen Auskunftsanspruch haben, dann kann man eben auch schauen, werde ich eigentlich gleich bezahlt bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit und da seine Rechte auch in Anspruch nehmen, denke ich, sind so ein paar Punkte, zu equal pay beizutragen und sehr genau zu gucken, wie können wir auch gemeinsam Rahmenbedingungen schaffen, um equal pay umzusetzen?
Natascha Heinisch:
Jetzt kommt meine allerliebste Lieblingsfrage. Nämlich: Wenn der BPW ein Tier wäre, was wäre er dann?
Birte Siemonsen:
Okay. Na, am ehesten glaube ich, es hingt ja immer, aber eigentlich ein Oktopus. Also der BPW arbeitet für das equal pay Thema seit 2008. Mit allen Varianten, mit vielen Armen. Und ich glaube, da passt der Oktopus, der ist hartnäckig. Die Arme können sehr unterschiedlich voneinander agieren. Ein wenig vergleichbar mit unseren Clubs. Aber man kann auch gemeinsam unterwegs sein, denn ein Oktopus will ja auch irgendwo was fressen oder wie auch immer sich engagieren, strategisch sein. Oktopus ist ja auch recht intelligent, wenn es stimmt, was man so alles liest.
Natascha Heinisch:
Hat mehrere Gehirne und mehrere Herzen.
Birte Siemonsen:
Und kann gemeinsam, genau, agieren. Also von daher könnte das Tier könnte passen.
Natascha Heinisch:
Sehr schön. Jetzt haben wir eine Rückschau gemacht im Verlauf dieses Podcast. Jetzt wollen wir auch in die Zukunft ein bisschen anteasern. Wir kennen das neue Kampagnen Thema ja schon. Wir können es zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. Wenn Du anteasern müsstest, mit welchen drei Schlagwörtern würdest Du unser neues Kampagnenthema denn anteasern, um Lust zu machen?
Birte Siemonsen:
Kunstvoll. Equal pay. Überraschend.
Natascha Heinisch:
Ihr dürft gespannt sein, wie es weitergeht. Lang ist es ja nicht mehr. Aber ein bisschen Geduld haben müssen wir noch. Deswegen enden wir heute wie immer mit unserem Klassiker, nämlich unseren Abschlussfragen, zu denen jetzt unser wundervoller Einspieler kommt…
Was bringt Dich aktuell zum Fauchen und was bringt Dich zum Schnurren beim Thema equal pay?
Birte Siemonsen:
Fauchen. Naja, also im europäischen Vergleich noch eine der letzten bei der Umsetzung von Equal Pay Day zu sein, also equal pay zu sein. Obwohl wir hier in Deutschland, wie ich schon gesagt habe, mit viel Power seit 2008 dran sind und viele Mitstreiter und Mitstreiterinnen gewonnen haben und aktivieren konnten. Das bringt mich zum Fauchen. Ja, denn das ist ein Unding, dass wir da noch nicht weiter sind und in diesen Trippelschritten unterwegs sind. Also ich habe 2009 das erste Mal einen Flashmob gemacht, da waren wir mit 21 % unterwegs. Jetzt haben wir 18, okay, das zeigt, man könnte es schneller machen. Ja und, schnurren. Gut. Es tut sich aber was. Also, das Entgeldtransparenzgesetz wird nachgeschärft. Equal pay ist im Kooperationsvertrag verankert. Na ja, wenn in diesem Jahrzehnt die Gleichberechtigung umgesetzt wird, wie uns das ja auch signalisiert wurde, dann müsste ja auch Equal pay erreicht werden in Deutschland. Also das fände ich wirklich ein Anlass zum Schnurren, das würde mir gefallen.
Natascha Heinisch:
Sehr schön auch noch in die Zukunft geblickt. Wir freuen uns drauf, auch wenn der Weg noch eine Weile dauert, aber wir arbeiten dran. Dann danke ich Dir sehr, sehr herzlich, dass wir beide bei uns warst. Vielen, vielen Dank!
Birte Siemonsen:
Hat sehr viel Spaß gemacht. Danke.
Natascha Heinisch:
Und ja, an Euch, ihr da draußen, die uns zuhört. Ihr könnt uns auch gerne auf Social Media folgen. Wir sind unterwegs unter dem #EPD und wir freuen uns, wenn ihr mal wieder rein hört. Macht’s gut. Tschüss.
Birte Siemonsen:
Tschüss.