Closing the Gap: Einblicke vom Equal Pay Zukunftskongress

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Beim Equal Pay Zukunftskongress am 4. März 2023 kamen Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kunst und Kultur zusammen, um Wege in eine geschlechtergerechte Zukunft mit gleicher Bezahlung für gleiche und gleichwertige Arbeit zu diskutieren.  

Mit Blick auf das Kampagnenmotto „Die Kunst der gleichen Bezahlung“ statiert Bundesministerin Lisa Paus in ihrer Öffnungsrede: „Es ist eigentlich keine Kunst Männer und Frauen gleich zu bezahlen, es ist vielmehr das Recht der Frauen gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu bekommen – mindestens seit Artikel 3 des Grundgesetzes. Es geht nicht um Kreativität und Generosität, es geht um einen Anspruch und der basiert auf Gesetzen.“ Für eine verbesserte Durchsetzung dieses Anspruches plädiert die Ministerin für eine Überarbeitung des Entgelttransparenzgesetzes.  

Und auch Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth betont den dringlichen Handlungsbedarf für equal pay: „Der Equal Pay Day ist kein Gedenktag, den man Jahr für Jahr friedlich und feierlich begeht, um dann zurück in die Normalität zu gehen. Eine Normalität, die absolut nicht normal ist. Eine Normalität, an die wir uns nicht gewöhnen, nicht hinnehmen und nicht akzeptieren dürfen. Weil sie ein krasser Widerspruch ist zu dem, was Demokratie eigentlich meint.“ Gerade im Bereich Kunst und Kultur bedeute diese Normalität ein Aufeinanderprallen von progressivem Anspruch und patriarchalen Strukturen.  

Strukturell statt individuell 

Prof. Christian Höppner, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, wirbt daher für einen Equal Pay Gipfel: „Wenn wir uns alle mit dem Bundeskanzler zu einem Equal Pay Gipfel treffen, dann haben wir das, was wir brauchen: Denn equal pay ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hinter die sich alle Ministerien und die Zivilgesellschaft stellen müssen.” Ein Gedanke, der wunderbar an den Ideenbaum passt, der das Foyer der Veranstaltungshalle des bUm Berlin ziert: Hier können Teilnehmende ihre Ideen, Wünsche und Forderungen für alles, was sich in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit verändern muss, sammeln.  

Beim Blick auf Veränderungspotential nimmt Henrike von Platen vom Fair Pay Innovation Lab in ihrem Impulsvortrag die Unternehmen in die Pflicht: Das strukturelle Problem ungleicher Bezahlung könne nur dort gelöst werden, wo das Geld fließt – auf Seiten der Auftraggebenden und Arbeitgebenden. Feline Tecklenburg von Wirtschaft ist Care e.V. fordert derweil eine radikale Neuausrichtung auf eine care-zentrierte Wirtschaft, denn unbezahlte Sorgearbeit sei der größte Wirtschaftssektor in Deutschland – und dieser wird hauptsächlich von Frauen getragen.  

Monitoring und Daten als wichtiges Fundament  

Wichtige Grundlage für Diskussion und Forderungen rund um den Gender Pay Gap bieten wissenschaftliche Studien. Prof. Dr. Miriam Beblo stellt Klischees rund um Risikotoleranz, Selbstvertrauen und Wettbewerbsneigung von Männern und Frauen auf den Prüfstand und zeigt auf, wie diese Meta-Analysen kaum standhalten. Gabriele Schulz, stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrats, legt erschreckende Zahlen einer neuen Studie des Deutschen Kulturrats zum Gender Pay Gap in Kultur und Medien vor. Absoluter negativer Spitzenreiter: 47 Prozent Gender Pay Gap im Bereich der Textdichtung.  

Diese Zahlen untermauern, was auch in einer Fishbowl-Diskussion von Kongressteilnehmenden angemerkt wird: Insbesondere für selbstständige Künstler:innen brauche es Maßnahmen für equal pay, wie beispielsweise einheitliche Honoraruntergrenzen. Außerdem entkräften die Podiumsgäste Sätze aus dem Bullshit-Bingo-Glas, das die Teilnehmenden fleißig gefüllt haben. Auf roten Zetteln notierten sie antifeministische Sätze, die sie nicht mehr hören können – und machen ein für alle Mal deutlich, warum es Feminismus auch heute noch braucht.  

„Kooperation statt Konfrontation“ 

Im Anschluss geben Gesprächsduos – dynamisch und fundiert moderiert von Konstantin Rohé und Uta Zech – nähere Einblicke in die Sparten Darstellende Kunst, Bildende Kunst und Musik und deren Besonderheiten in Bezug auf Lohnungleichheit. Lisa Jopt, Präsidentin der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger, und Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins, sprechen über Entgeltstufen, „informelle Männerquoten“ und Unterstützungsnetzwerke von Frauen bei denen Lisa Jopt für „Kooperation statt Konfrontation“ wirbt. Christine Düwel, Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste, beschreibt die „finanzielle Achterbahn“ von freischaffenden Künstler:innen und diskutiert mit Kristian Jarmuschek vom Bundesverband Deutscher Galerien die Marktmacht von Konsument:innen und den Zugang zu Stipendien. Kristian Jarmuschek appelliert an die Verantwortung von Galerist:innen und spricht sich für eine Quote in der Kunst aus. Und Axel Ballreich, Vorsitzender der LiveMusikKommission und Sonia Simmenauer, Präsidentin Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, sprechen über die Auswirkungen von Corona auf die Musikbranche, ein „Star-System“ und die neue Beliebtheit von DJanes.  

Das politische und progressive Potential von Kunst wird im Equal Pay Poetry Slam mit Josefine Berkholz, Sebastian 23 und Sovia Szymula deutlich. Wortgewandt verhandeln sie Mental Load, Geschlechteridentitäten und equal pay in ihren Bühnenbeiträgen und unter tosendem Applaus wird Sovia Szymula vom Publikum als Sieger:in gekürt. 

Abschließend appelliert Birte Siemonsen, Präsidentin des BPW Germany e.V. nochmals an die gesamtgesellschaftliche Verantwortung – und die des und der einzelnen: „Wir sind alle gefragt: In der Wirtschaft, Politik und in der Gesellschaft, uns zu engagieren und zu fordern. Und: Wir alle sind die Konsument:innen. Wenn wir nachfragen: Wo sind die Frauen in der Kunst, dann wird auch anders darüber nachgedacht. Wir haben eine Macht, die wir auch nutzen sollten.“ 

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